ich habe einen (etwas längeren) Text erstellt, welchen ich gerne in die Medien bringen würde.
Vorher würde ich dies jedoch gern von der Allgemeinheit zur Diskussion stellen.
beste Grüße, der D
Von Wölfen und Schafen
Aufgrund der Tatsache, das ich in der näheren Vergangenheit des öfteren bezüglich meines Hobbys auf Vorurteile bzw. Missbilligung gestoßen bin, sehe ich mich dazu aufgerufen, ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten, da ein Großteil der Bevölkerung bei der Erwähnung des folgenden Begriffes mit Intoleranz, Voreingenommenheit und Abneigung reagiert:
Paintball
Dieser Text hier soll in keine Dissertation ausarten, dennoch bin ich mir im aktuellen Status des Schreibens nicht sicher, wie tiefgehend das Ganze wird.
"Worum soll es gehen?" Paintball.
"Um was?" Paintball!
"Was'n das?"
Paintball ist ein – für einige recht unbekannter – Extremsport, der sich in Deutschland einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreut. Das generelle Spielprinzip ist denkbar einfach:
Zwei Teams treten gegeneinander an und versuchen sich gegenseitig mit so genannten Markierern (was für den Golfer der Golfschläger, ist für den Paintballer der Markierer), welche kleine, runde Farbkugeln verschießen (Gelantinehülle, gefüllt mit Lebensmittelfarbe), zu treffen (zu markieren). Um dem Gegner dies zu erschweren, befinden sich zwischen den Startpunkten beider Teams Deckungen und Hindernisse in unterschiedlichsten Formen und Variationen. Sieht man von diesen – auch Cover genannten – Objekten ab, ähnelt Paintball vom Spielprinzip dem allseits bekannten Völkerball. Ein weiterer Unterschied: unsere Bälle sind kleiner.
Aber wer von Euch/Ihnen hat jemals Vorurteile gegenüber einem Völkerballspieler gehabt? Ich gehe von einer Anzahl aus, die sich sehr stark gegen Null bewegt. Nur, weil unser Sportgerät nach deutschem Recht als Waffe eingestuft wird, heißt das noch lange nicht, dass es für die Ausübung unserer Sportart auch als solche gesehen wird.
Definition Waffe: Als Waffe werden in der Regel alle Mittel verstanden, die dazu geeignet sind, Lebewesen in einer Konfliktsituation in ihrer Handlungsfähigkeit zu beeinträchtigen oder handlungsunfähig zu machen, physisch oder psychisch zu verletzen oder zu töten.
Wir sind weder darauf aus, einen Spieler zu verletzen, noch zu töten. Die einzige Art des "handlungsunfähig machens" ist die Tatsache, dass ein markierter Spieler das Feld verlassen muss und somit sein Team geschwächt wird. Es fließt weder Blut, noch gibt es ernsthafte Verletzungen, wobei der ein oder andere blaue Fleck nicht ausbleibt. Begriffe wie "Waffe", "Gewehr", "Pistole", etc. werden von uns Turnierpaintballspielern genauso gemieden, wie das Tragen von Tarnkleidung, Camouflage oder Markierern, die vom Aussehen her dem von Kriegswaffen ähneln bzw. diesen nachempfunden sind.
Rote "Paint" – unsere Munition – ist genauso wenig gestattet, wie das Tragen oder Hervorbringen von Symbolen, Abzeichen oder sonstigen Merkmalen, die auch nur im Ansatz als "kriegsverherrlichend" bezeichnet werden könnten.
Meine persönlichen Erfahrungswerte nach gerade einmal drei Monaten aktiver Spielbeteiligung zeigen mir, dass jede Form von rechter, linker oder einer anderen radikalen, politischen Richtung weder toleriert und schon gar nicht akzeptiert wird. Natürlich gibt es auch bei uns das eine oder andere "schwarze Schaf". Und natürlich gibt es auch den einen oder anderen Freizeitrambo, der illegal im Wald sein Spielchen treibt. Gar keine Frage. Aber die Tatsache, dass selbst wir Sportler(!) auf diese Menschen verzichten können und wollen, weil sie den Ruf und die Akzeptanz unserer Sportart in den Keller tragen, kann oder will von Euch/Ihnen wohl niemand so recht sehen.
Wir tragen Masken zum Schutz unserer Augen und des Gesichtes. Keine Stahlhelme!
Wir tragen bunte Trikots(Jerseys), an denen man uns als Mannschaft erkennt. Keine Uniformen!
Wir spielen Bundesliga, Turniere und Weltmeisterschaften. Kein Training für den Krieg.
Wir treffen uns nach Spielen oder dem Training privat, gehen essen oder verbringen die Freizeit miteinander.
Keine dritte Halbzeit in der wir mit Baseballschlägern vor dem gegnerischen Fanblock warten!
Wir trainieren Kondition, Körperbeherrschung, räumliches Denken und Taktik.
Kein sinnloses "Rumgeballer"!
Wir helfen uns untereinander, selbst wenn der Gegner Hilfe benötigt. Keine radikale Feindschaft!
Wir leben einfach nur für unseren Sport, genauso wie jeder andere Fussballer, Golfer oder Radfahrer dasselbe tut.
Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen uns und den Vertretern anderer Sportarten: Wir müssen sprichwörtlich darum kämpfen, um unseren Sport weiter betreiben zu können. Immer wieder kommt es zu Vorfällen, mit denen durch schlechte Recherche oder vorsätzliche, fehlerhafte Nachrichtenverarbeitung ein Schatten über den Paintballsport gelegt wird.
Es ist nunmal so, dass jeder volljährige Bürger unseres Landes die Möglichkeit hat, einen Markierer zu erwerben. Jedoch gibt diese Tatsache niemandem das Recht alle Betreiber des Paintballsports über einen Kamm zu scheren. Ist jeder Baseballer ein potentieller Schläger? Ist jeder Metzger ein potentieller Mörder? Ist jeder Boxer gewaltbereit? Die Antworten kann sich meiner Meinung nach, jeder logisch denkende und über ein wenig Menschenverstand verfügende Mensch selbst geben. Eine Sportart wie wir sie betreiben darf einfach nicht von Unwissenden (wie es nunmal leider viele sind), die keine Erfahrungen in diesem Bereich gemacht haben, in eine bestimmte Schublade geschoben werden. Es scheint, als wäre es für viele der Weg des geringsten Widerstandes, die Wahrheit anhand von Gerüchten zu definieren, statt umgekehrt. Genauso wenig, wie ich das Recht habe, schnellschüssig über Euch/Sie als Mensch zu urteilen, genauo wenig steht Euch/Ihnen dieses zu. Es steht ebenfalls niemandem zu, ein Urteil über eine Sportart zu fällen, wenn man diese nicht einmal selbst ausprobiert oder eine sachliche, kompetente und meinungsfreie Erläuterung darüber erhalten hat. Viele wollen in der heutigen Zeit das glauben, was sie am einfachsten mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Dies ist jedoch der falsche Ansatz, wenn man eine Solidargemeinschaft, wie diese in der wir leben, aufrecht erhalten oder weiter ausbauen will.
Ich wette, niemand von Euch/Ihnen weiß, dass Deutschland der amtierende Weltmeister im Paintballsport ist. Von der ganzen Welt anerkannt und nur im eigenen Land verpöhnt und nur "gezwungenermaßen geduldet"?!. Ziemlich paradox, oder? Eine Sportart, in der wir aktueller Spitzenreiter sind und durch die unser Land repräsentiert wird, wird von der Führung und einem Großteil der Bevölkerung desselben nur geduldet? Meiner Meinung nach, eine recht schwache Leistung, wenn man bedenkt, dass diese Jungs den Adler und die Farben Schwarz, Rot und Gold auf der Brust tragen. Auch wenn es (aus welchem Grund auch immer) gegen Eure/Ihre menschliche Einstellung läuft, dass Paintball in unserem Land betrieben und gespielt werden darf, so sollte die Akzeptanz desselben durchaus kein Problem sein. Wir sehen doch sonst auch nur das, was wir sehen wollen oder täusche ich mich da?
Ich bin kein Freund vom Boxsport, aber ich akzeptiere diesen und respektiere die Leistung und den Siegeswillen jedes einzelnen Boxers. Natürlich kommt es beim Boxen zu Verletzungen, aber wer würde auf die Idee kommen, diesen Sport zu verbieten? Paintball ist laut Statistik eine der sichersten Sportarten.
Sogar noch vor Golf.
Wir wollen niemanden verletzen und wir wollen niemanden stören. Wir wollen einfach nur unserem Sport nachgehen dürfen, ohne dass beim nächsten Amoklauf wieder die Diskussion über ein Verbot aufkommt. In gewisser Hinsicht leben wir also mit der Angst. Mit der Angst, dass man uns unseren Sport verbietet. Keiner der bisherigen Attentäter hat Paintball gespielt oder ist mit diesem Sport in Kontakt geraten. Sind wir Euch/Ihnen wirklich so ein Dorn im Auge, dass die ganzen Fakten, die für uns sprechen übersehen werden? Wenn ja, warum?
Ihr solltet ebenfalls einmal darüber nachdenken, was ein Verbot des Paintballsportes in Deutschland für die ganzen Betreiber von Paintballhallen und -feldern nach sich ziehen würde. Für viele ist dies die Haupteinnahmequelle und der finanzielle Background um eine Familie zu ernähren. Ein Verbot würde also nicht nur einer große Szene an Sportlern das Hobby entreißen, sondern auch den Unterhalt von Familien gefährden, wenn nicht sogar zerstören. Die Betreiber unserer Felder haben es so schon schwer genug was die Investition von Kosten und vor allem von Arbeit angeht. Es braucht schon verdammt viel Herzblut, solch eine Location aufzubauen, geschweige denn aufrecht zu erhalten und erfolgreich zu betreiben. Felder müssen gewartet und instand gehalten werden. Deckungen leiden unter dem ständigen Druck der Farbkugeln und verschleißen, werden zerstört und müssen ersetzt bzw. in umständlicher Arbeit geklebt werden. Turniere werden unter großen Aufwand organisiert und veranstaltet, Spieler und Besucher wollen mit Speisen und Getränken versorgt werden. Anschließend wird sauber gemacht, was das Zeug hält.
Stundenlang wird der Boden bzw. werden die Deckungen gereinigt, damit die nächsten Spieler wieder in den Genuss der selben Spielqualität kommen. Ihr macht es also Uns und den deutschen Verantwortlichen für den Paintballsport verdammt schwer mit eurem voreiligen Handeln und "Vorurteile weitertragen". Ganze Händler würden Ihre Basis verlieren. Shops und Firmen wären von jetzt auf gleich einfach nicht mehr existenzfähig. Der Gang ins Ausland eine Alternative. Aber bringt uns das für unser Land wirklich weiter? Ist es Ihnen/Euch wirklich soviel wert, nur weil sich ein paar engagierte Sportler, die keinen "Standardsport" betreiben, ihre Freizeit genießen wollen? Das würde mich ja mal brennend interessieren. Selbst, wenn Ihr es in Eurem innersten Gewissen nicht mit Euch vereinbaren könnt, dass wir für unseren Sport leben (und eine verdammt große Menge an Geld und Zeit hinein investieren), so haben wir trotzdem den Anspruch auf Akzeptanz.
Wenn Ihr uns allesamt für Rambos und verachtenswerte, kriegsverherrlichende Menschen haltet, meldet Euch und gebt uns die Möglichkeit Euch an einem einzigen Tag vom Gegenteil zu überzeugen. Ansonsten akzeptiert uns einfach. Das ist im Allgemeinen sowieso einfacher, als zu verstehen. Lasst uns unsere Sportart und vorurteilt nicht über die, die sie betreiben. Für viele ist es nur eine Freizeitbeschäftigung. Für viele ist es ein Hobby und für viele andere ein Leben.
Für die meisten, so wie mich, ist es eine Leidenschaft und eine Bereicherung.
Aber für uns alle ist es einfach unser Sport. Einfach nur Paintball.
Nicht mehr und nicht weniger.
Dennis Hoffmann, ein Sportler
Obererbach den 07.12.2009